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Mythos Multitasking ... Eine herrliche Option, sich selbst zu stressen!
Multitasking
Frau Multitasking, Post-Its im Gesicht
Frau Multitasking, Post-Its im Gesicht
 

Mythos Multitasking | eine herrliche Option, sich selbst zu stressen!

Multitasking, Frau überfordert

Warum also nicht einfach mal auf den Multitasking-Zug aufspringen und sich selbst und seine geistigen Fähigkeiten schädigen? Wir empfehlen Ihnen: Machen Sie's wie alle anderen und setzen Sie sich selbst unter Druck!

Gewöhnen Sie es sich an, so wie es der durchschnittliche Smartphone-Besitzer tut, 53 Mal am Tag Ihr Handy zu checken. Der Erfolg: Ihre produktive Arbeitszeit sinkt auf etwa zweieinhalb Stunden pro Tag*. Gratis dazu befinden Sie sich dann im Dauerstress und begünstigen Ihre Chancen, in einen digitalen Burnout zu laufen.

Oder machen Sie's besser und probieren Sie Singletasking aus – Sie werden sehen, dass es funktioniert! Warum sollten wir uns abplagen, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen? Wenn wir doch genauso gut eine nach der anderen erledigen können?

Singletasking ist der neue Trend, den Sie unbedingt ausprobieren sollten. Sie werden sehen, dass Sie sich weniger gestresst fühlen und mehr Zeit haben. Der Trick: Konzentrieren Sie sich vollends auf eine Aufgabe und gehen Sie erst dann das Nächstwichtige an.

Psychologen und Neurowissenschaftler untersuchen Multitasking schon seit Jahren. Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass es neurobiologisch unmöglich ist, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen.

Multitasking-Wahn:

Warum wir glauben, alles gleichzeitig erledigen zu können und warum wir uns täuschen

Das Arbeitsgedächtnis, der "Arbeitsspeicher" des Menschen, befindet sich in den beiden Frontallappen. Wir unterbrechen eine Aufgabe, um uns parallel einer zweiten zu widmen. Die Inhalte der ersten Aufgabe werden in einem der Frontallappen zwischengespeichert. Der andere Frontallappen kümmert sich um die zweite, neue Aufgabe. Dies wird als „Wechsel des kognitiven Fokus“ bezeichnet. Wir taumeln zwischen den beiden Aufgaben hin und her und arbeiten nie wirklich simultan an beiden. Kommt dann noch eine dritte Aufgabe hinzu, überfordert das unser Arbeitsgedächtnis und es kommt zum Systemabsturz.

Das kann man sich so vorstellen wie bei einem Computer der Neunziger Jahre. Dessen Arbeitsspeicher war so klein, dass man kein Grafikprogramm laden konnte, während man gleichzeitig ein Spiel spielte. Auf den Versuch, zwei anspruchsvolle Programme gleichzeitig zu bearbeiten, reagierte der Computer mit einer Fehlermeldung: "Nicht genügend Speicherplatz vorhanden".

Die Promille-Falle und der Tod der Produktivität

Eine Studie der Universität Utah | Salt Lake City hat gezeigt, dass Menschen, die beim Autofahren telefonieren, nicht wirklich bei der Sache sind. Ihre Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit sinken auf die einer Person mit 0,8 Promille im Blut.

Hal Pashler, Experte für kognitive Psychologie, hat gezeigt, dass die kognitive Leistung von Harvard-Studierenden für kurze Zeit auf das Niveau von achtjährigen Kindern sinkt, wenn sie mehrere anspruchsvolle Aufgaben gleichzeitig ausführen.

Bei einer monotonen Tätigkeit wie Bügeln kann es noch akzeptabel sein, den Fernseher im Hintergrund laufen zu lassen. Die geforderte Konzentration und geistige Leistung sind eher gering, die Tätigkeit ist nicht allzu komplex, die Handgriffe sind fast automatisiert. Es ist möglich, beim Duschen, Staubsaugen, Putzen oder Rasenmähen unsere Gedanken schweifen zu lassen, ein Lied zu singen, sich vielleicht sogar zu unterhalten oder dabei einen Film zu streamen.

Wenn Sie jedoch ein Zoom-Interview führen und sich dabei Gesprächsnotizen machen, tun Sie, genau genommen, nicht beides zur selben Zeit. Stichwort: Wechsel des kognitiven Fokus. Vielmehr wechselt Ihr Gehirn blitzschnell von einer Aufgabe zur anderen und ist bei beiden Tätigkeiten nur mit halber Aufmerksamkeit bei der Sache. Sie notieren nur Stichworte, einen Bruchteil des Gesagten, und das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht fehlerfrei. Und Ihnen entgeht ein Teil des Interviews.

Wie man sich eine Aufmerksamkeitsstörung antrainieren kann

Einer der bedeutendsten deutschen Gehirnforscher und Neurobiologen, Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, vertritt in seinem Buch „Digitale Demenz“ die steile These:

«Zu viel Fernsehen, Surfen im Internet und Spielen am Computer oder an der Playstation macht unsere Kinder fett, aggressiv und blöd.»

In einem Interview ergänzt Spitzer: « …. wer noch keine Aufmerksamkeitsstörung hat, der kann sie sich durch Multitasking antrainieren.»

Die tägliche Reizüberflutung, permanente Unterbrechungen durch unser Smartphone, Apps, Instant Messages, Werbebanner etc. und nicht zuletzt Multitasking überfordern unser Gehirn. Sie zerstören unsere Aufmerksamkeit und damit unsere Produktivität. Wir erleben nur noch wenige, echte Flow-Momente und entladen unsere Glücksbatterie.

Gehören Sie auch zu den Multitaskern? Fühlen Sie sich manchmal ausgebrannt und mental unausgewogen? Haben Sie nach einem langen Arbeitstag das Gefühl „nichts geschafft zu haben“?
Was machen Sie dagegen? Wie laden Sie Ihre persönliche Glücksbatterie wieder auf?

*Quelle: Ergebnisse einer Studie zum Menthal-Projekt der Universität Bonn

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